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    Der englische Adel hilft beim Atmen

    Ein Small-Talk-Profi zu sein hilft allen, die täglich mit Senioren arbeiten. Bekanntermaßen stehen in Senioren-Residenzen alle drei Meter Sitzecken mit Sesseln, in denen die BewohnerInnen eine Pause zwischen den Etappen ihres Wegs bis ins Appartement einlegen können. Viele setzen sich auch absichtlich auf besonders frequentierte Flure, in der Hoffnung, dass vorbei eilende Pflegerinnen, Putzfrauen und Pädagoginnen innehalten und einen fröhlichen Schnack anfangen. Wer fünf Mal am Tag an den gleichen Damen und Herren vorbei sprintet, verknappt den Gruß ab dem zweiten Mal erheblich. Dennoch ist hochwertiges Small-Talk-Material Gold wert, auch wenn alle gern über das Wetter und den Blutdruck sprechen. Insofern bin ich den europäischen Adelshäusern sehr dankbar, wenn sie…

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    Mit Eingeweihten im Garten und Haudegen auf Kreuzfahrt

    Dienstag Vormittag, wir versammeln uns zur „Atemfreude“ im Gymnastiksaal. Zum ersten Mal konfrontierte ich die SeniorInnen mit einem „Atemsprechzeichen“, dazu benutzten wir die liegende Acht und sprachen das Gedicht „Die Ameisen“ von Ringelnatz. Auf einem Blatt im Querformat hatte ich links oben das Gedicht abgedruckt (mindestens in Schriftgröße 14, wie immer), rechts oben mit dem Kugelschreiber schnell zwei Ameisen gezeichnet und die Mitte des Zettels füllte die große, liegende Acht. Dafür, dass die SeniorInnen sehr skeptisch Neuerungen gegenüber sind und keinerlei Toleranz für „Spökenkram“ (norddeutsch für esoterischen Mist) haben, waren sie überraschend begeistert dabei. Und ich mal wieder stolz, sie aus der Komfortzone geholt und neuen Schwung verbreitet zu haben.…

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    Willkommensgeschenke und Abschiedsrituale

    Wie alles Lebendige entwickeln sich auch Konzepte organisch. So ist meine „Atemfreude“ für SeniorInnen in den letzten Monaten aus den Kinderschuhen hin zu jungen Erwachsenen gereift. Dabei entstehen nicht nur immer wieder neue Stundenentwürfe, auch die Struktur wächst und vervollständigt sich. Jede „Atemfreude“ beginnt inzwischen mit einem thematisch passenden Gedicht. Die Verse am Anfang der Stunde laden (zusammen mit dem Bühnenbild in der Mitte des Stuhlkreises) dazu ein, im Raum und in der Gruppe anzukommen. Das Gedicht gibt eine erste Idee vom Thema der heutigen Atemfreude. Dabei brauchen die Teilnehmenden nichts zu tun, als zuzuhören und das Bühnenbild aus thematisch passenden Gegenständen anzuschauen. Die SeniorInnen haben sich auf den Weg…

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    Runterfallen und rumalbern: Wilde Randbeobachtungen aus der Atemfreude

    Manche Tage habe es so richtig in sich: Noch bevor ich die Lobby durchquert und meine Chipkarte aufgeladen habe beginnen Dramen, Missverständnisse, Klagen, sinnlose Diskussionen und Beschwerden, ganz abgesehen von wildfremden Leuten, die plötzlich fälschlich im Büro stehen… Nichts davon hat mit mir zu tun, aber alles dringt in meine Ohren oder landet auf meinem Schreibtisch. Ich gebe mein Bestes, fange alles auf, biege alles glatt, halte meine Versprechen und Termine und bete am Ende des Tages um ein paar Meter frische Nerven. Für jetzt gleich. Und für morgen auch, bitte. Manchmal habe ich Glück und einer dieser Tage ist gleichzeitig ein Tag, an dem meine „Atemfreude“ stattfindet. Das ist…

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    Betreten und berühren erwünscht: Das Bühnenbild

    Meine „Atemfreude“ bewegen die ganze Person. Zuerst, wenn die SeniorInnen in den Raum kommen und das „Bühnenbild“ in der Mitte des großen Stuhlkreises anschauen. Jede „Atemfreude“ ist eine interaktive Geschichte, die wir gemeinsam erleben. Das Bühnenbild weckt Neugier und Erwartungen. Es lädt zum Betrachten und Anfassen ein. Als Einstieg in die Stunde begrüße ich alle und nenne das Thema. Dabei erläutere ich kurz, woraus das Bühnenbild besteht und warum. So habe ich bei einer „Atemfreude“ unter dem Motto „Wir richten ein Baby-Zimmer ein“ (klingt viel motivierender als „Heute bewegen wir unserer Körper mit diversen Übungen, die an´s Renovieren erinnern“) meine wahre und einzige Puppe Valentin mitgebracht. Im Anschluss hatte ich…

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    Die Anfänge der Atemfreude

    Für meine SeniorInnen habe ich ein Konzept entwickelt, wie ich mit inneren Vorstellungen und bildhafter Sprache Atemübungen anleite. Die inhomogene Gruppe besteht teilweise aus fitten SeniorInnen, die alle Bewegungen ausführen können, und teilweise motorisch und geistig stark eingeschränkten Personen. Durch das viele Sitzen mit eingesunkenen Schultern und eingeschränkter Beweglichkeit des Brustkorbs verflacht die Atmung bei vielen älteren Personen. Dies führt dazu, dass sie sich subjektiv kurzatmiger und schwächer fühlen, als sie oft sind. Durch Übungen zur Aufrichtung (Körperhaltung), zur Lockerung verspannter Körperbereiche und Vertiefung der Atmung fühlen sich viele Betroffene deutlich beweglicher und kraftvoller. In meinem Kurs stelle ich jeden Termin unter ein Motto, zum Beispiel „Auf dem Jahrmarkt“, „Frühjahrsputz“…